Friday 12 August 2011

Australien verleugnet den Rassismus! Beauftragter für Rassendiskriminierung!

Jetzt habe ich wieder was Dolles im Radio gehört. Nach zwei Jahren im Amt ist Australiens Beauftragter für Rassendiskriminierung zurückgetreten. In einer Rede übt er, basierend auf seiner Erfahrung, Kritik an Australien, er ist der Meinung das Australien den Rassismus verleugnet! Und absolut nichts von allem, was er sagt, ist unbegründet. Zunächst möchte ich ganz kurz aufzeigen, wie das hier eigentlich so ist in Australien und welche Eindrücke ich in den letzten Jahren gewinnen konnte.

 Wie ist die Situation der Ureinwohner in Australien

Der Rassendiskriminierungsakt sorgt dafür, dass alle Menschen, egal welcher Hautfarbe oder Herkunft die gleichen Rechte besitzen. 2007 setzte die australische Regierung das Antidiskriminierungsgesetz im NT außer Kraft und somit wurden gegen mehrere Zehntausende Ureinwohner Rassen diskriminierende Maßnahmen ergriffen, beispielsweise wurde ihnen die Verwaltung ihres Vermögens entzogen. Auch die UN bezeichnete die Aufhebung als rassistisch und stellte fest, dass die getroffenen Maßnahmen deren Recht auf Selbstbestimmung verletzen. Die Regierung greift regulierend in das Leben der Ureinwohner ein.

Man stelle sich ganz einfach mal vor, ab morgen dürfen alle Deutschen die in Australien wohnen, nur noch mit einer ihnen erteilten Geldkarte einkaufen gehen und ein Amt entscheidet für mich, wo ich meine Einkäufe tätigen kann. Das wäre ja nicht so schön, ganz genau. So wird das aber hier mit vielen Ureinwohnern gemacht. Sie müssen mit einer ihnen zur Verfügung gestellten Geld-Karte, die ihnen vom Amt ausgestellt wird, einkaufen gehen.

Die Ureinwohner Australiens werden gerne mit der rassistischen Bezeichnung Abos tituliert, als Abkürzung für Australian born original person. Auch öffentliche Einrichtungen nutzen diese Bezeichnung schon mal und entschuldigen sich später gerne dafür. Viele erzählen sich, natürlich immer mit einem zwinkernden Auge, auch gerne Abo Witze!

Wie ist die Situation von Immigranten in Australien?

Weitverbreitete Meinung ist, dass es aufgrund der Immigranten nicht genug Wohnraum, eine katastrophale Infrastruktur und einen Mangel an Ressourcen gibt und das die Umwelt diesen Immigranten Massen nicht gewachsen ist. Da fühle ich mich als Immigrantin sehr verletzt, warum bin ich es jetzt schuld, dass es zum Beispiel keine durchdachte auf statistischem Material basierende gelungene Stadtplanung gibt? Sollte man die Orte und Städte denn nicht planerisch gestalten und den Begebenheiten und Entwicklung der Bevölkerungsstruktur anpassen?

Auf Chinesen wird sowieso oft geschimpft, „die sind alle unhöflich“ und Inder sind auch nicht wirklich beliebt.

Ausländische Studenten, die hier an der Uni eingeschrieben sind und Studiengebühren zahlen, müssen für eine Bahnfahrkarte mehr zahlen als die australischen Studenten. Der Grund dafür? 

Wie ist die Situation der Flüchtlinge und Asylbewerber in Australien?

Asylanten werden in Auffanglagern inhaftiert und müssen dort auf die Bearbeitung der Asylanträge warten. Sie werden wie Kriminelle behandelt. 

Im April 2010 setzte die Regierung einfach die Bearbeitung von Asylanträgen für Menschen aus Sri Lanka und Afghanistan für drei und sechs Monate aus. 

Australien arbeitet verzweifelt an einem Abkommen mit Malaysia. Obwohl Malaysia weder die UN-Konvention gegen Folter noch die UN-Flüchtlingskonvention unterzeichnet hat, möchte Australien trotzdem Flüchtlinge dorthin abschieben, auch Kinder.  

Die Zeitungen sind wie immer voll von Kommentaren.



Was meint der Beauftragte für Rassendiskriminierung?

Der Rassismus in Australien ist versteckt, zu viele Australier diskriminieren Menschen, die anders aussehen als sie. Viele Menschen, die aus einem anderen Land kommen, bekommen in Australien ihren Bildungsabschluss erst gar nicht anerkannt und somit wird ihnen jegliche Chance genommen, in ihrer neuen Heimat Fuß zu fassen. Die indischen Studenten, die unter Diskriminierung zu leiden haben, werden nicht ernst genommen, der Rassismusvorwurf wird einfach unter den Teppich gekehrt. Er kritisiert scharf, dass die Ureinwohner nicht geschützt werden, sondern ihnen sogar ganz im Gegenteil, mit der Aufhebung des Rassendiskriminierungsakts in 2007 Rechte abgesprochen wurden. Er bedauert, dass die Parteien sich beim Thema Asylbewerber und Flüchtlinge gegenseitig mit harten Maßnahmen ausstechen, um Wählerstimmen zu bekommen.

Sind Sätze wie „ich habe nichts gegen Ausländer, aber ...:“ in Ordnung?

Bislang wurde uns von allen Politikern immer eingeredet, dass hier in Australien niemand rassistisch ist und das alle Kommentare, seien sie auch noch so abwertend, doch nur gut gemeint seien und sowieso darf doch jeder sagen, was er denkt, ist doch völlig in Ordnung. Am liebsten redet man schlimmen rassistischen Mist und sagt anschließend, „ach müssen denn immer alle so korrekt sein, entspannt euch doch mal“. Anderen Kulturen und anders aussehenden Menschen Respekt entgegenzubringen, das wäre doch nur „political correctness gone mad“.

Endlich sagt zu dem ganzen Mal jemand etwas und das auch noch öffentlich. Kann der ehemalige Beauftragte für Rassendiskriminierung wohl etwas ändern?

Schöne Grüße aus Melbourne!


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